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Dreimal Gold mit 86 Jahren: So hat Fritz Ilgen die Schwimm-WM in Südkorea erlebt

Stolz präsentiert Fritz Ilgen seine drei Goldmedaillen. Der 86-jährige Masterschwimmer des TSV 1850 Lindau stand bei der Weltmeisterschaft im südkoreanischen Gwangju gleich dreimal ganz oben auf dem Podest. Ilgen darf sich nun dreifacher „segye chaempieon“ nennen, wie Weltmeister auf koreanisch heißt. Zusammen mit seiner Vereinskollegin Sandra Bandlow-Albrecht kehrte der Lindauer mit insgesamt sechs Auszeichnungen an den Bodensee zurück.

 

„Es war ein besonderes Erlebnis und die Eindrücke von Gwangju werden noch lange anhalten“, resümiert Fritz Ilgen, der in seiner Altersklasse 85 alle überragte. Dabei waren die Voraussetzungen nicht unbedingt die besten. Gleich am ersten Morgen nach der Anreise musste der 86-Jährige zum ersten Mal ins Schwimmbecken. „Die lange Anreise von über 24 Stunden, gepaart mit Jetlag bei 36 Grad Celsius vor Ort steckten mir noch in den Knochen.“ Und dann auch gleich noch die 200 Meter Rücken. Die längste Disziplin, für die sich Fritz Ilgen gemeldet hatte. Dennoch: Mit einem Vorsprung von 21 Sekunden holte er sich souverän Gold. Sein Ergebnis hätte sogar noch für den zweiten Platz in der jüngeren Altersklasse gereicht. „Bei den letzten Metern habe ich aber die Strapazen der Anreise schon gespürt.“ Wie herausragend diese Leistung in seinem Alter ist, erkennt man allein daran, dass sich in dieser Distanz nur drei Konkurrenten weltweit angemeldet hatten.

 

Das war aber erst der Auftakt. In den nächsten beiden Disziplinen siegte der Lindauer Schwimmer auch in den Disziplinen 100 Meter und 50 Meter Rücken. Fritz Ilgen hatte sich selbst übertroffen. Und wieder war sein Vorsprung auf der 100-Meter-Distanz so enorm, dass er der jüngeren Altersklasse 80 ebenfalls davongeschwommen wäre und Bestzeit gehabt hätte.

 

Sandra Bandlow-Albrecht zweimal auf Platz fünf

 

Für seine Vereinskameradin Sandra Bandlow-Albrecht lag die Messlatte sehr hoch. Musste sie doch in ihrer Altersklasse 45 mit einer größeren Konkurrenz rechnen. „Für einen Platz unter den ersten drei fehlen mir momentan die Trainingsmöglichkeiten als Lehrerin und Mutter.“ Aber gleich bei ihrem ersten Rennen über 400 Meter Lagen schwamm die 48-Jährige auf Platz sechs. „Da habe ich mich total gefreut.“ Ihr zweiter Lauf über 200 Meter Freistil endete mit Platz sieben. Dafür gab es zwar keine Medaille, denn Ehrungen gibt es nur für die ersten sechs Plätze. „Aber ich war in beiden Disziplinen die schnellste Deutsche“, freut sich Sandra Bandlow-Albrecht. Am letzten Wettkampfwochenende war die Lindauer Schwimmerin in Hochform. Gleich zweimal erreichte sie den fünften Platz über 200 Meter Schmetterling und 400 Meter Freistil. Auch sie erhielt damit insgesamt drei Medaillenehrungen.

 

Ausflüge und Schwierigkeiten mit der Speisekarte

 

Eine erfolgreiche Schwimm-WM ging zu Ende, in der sie auch Zeit fanden in den Wettkampfpausen Land und Leute der Millionenstadt zu erkunden. Mit der Sprache sei das so eine Sache gewesen, lacht Fritz Ilgen: „Das Übersetzungsprogramm wollte nicht so wirklich. Die Speisen auf der Karte wurden mit unsinnigen Wörtern wie ’Hosenklammer’ erklärt.“ Sandra Bandlow-Albrecht ergänzt: „Zum Glück gab es Bilder auf den Karten, nach denen wir gewählt haben.“ Auch Hund sei im Angebot gewesen, den beide aber außen vor gelassen haben. Außerdem waren die beiden bei einer Teezeremonie in den koreanischen Bergen dabei und sahen eine Tanz-Folklore-Vorführung.

 

Begeistert sind sie von der herausragenden Freundlichkeit der Menschen. Die Stadt sei auffallend sauber, die Menschen wahnsinnig freundlich und friedlich. Gwangju hat für sie das Motto „Dive into the peace“ erfüllt. Mit 6000 Teilnehmern in den Altersklassen 25 bis 95 Jahre aus der ganzen Welt, bewundern beide Lindauer den reibungslosen Ablauf und die große Unterstützung durch 1000 Volunteers, die sich um jeden einzelnen Athleten bemüht haben.

 

Für beide Athleten folgt jetzt die wohlverdiente Sommerpause, bis es wieder heißt: Trainieren für den Kulmbach-Cup Ende September.