LZ - Von Susanne Backmeister; Lindau;
Es hätte besser nicht laufen können bei der Masters-Europameisterschaft der Schwimmer in der vergangenen Woche in Rom. Wie verabredet gab es für Fritz Ilgen und Alfred Seeger jeweils zweimal Gold und einmal Silber.
Gestartet sind sie aber in verschiedenen Disziplinen und Altersklassen (AK). Ilgen startete bei der EM am Dienstag in seiner Königsdisziplin 50 Meter Rücken und holte Gold. „Im Vorfeld habe ich gar nicht gedacht, dass ich die 50 Meter gewinne. Denn es gab zwei, die wesentlich schnellere Zeiten als ich gemeldet hatten“, sagte der Sieger der AK85 nach seiner Rückkehr aus Rom. Erklären kann er sich das nur durch die zweijährige Corona-Pause, in der alle einfach etwas langsamer geworden seien, meint er.
Bedenken hatte Ilgen schon im Vorfeld über die 200-Meter-Distanz im Rückenschwimmen und bekam dennoch die Silbermedaille: „Die ersten 50 Meter lag ich vorne, aber dann ist mein alter Freund Michele an mir vorbeigezogen.“ Ilgen kennt ihn schon seit 20 Jahren von verschiedenen Wettkämpfen her. Bisher war er immer schneller als der Italiener Michele Maresca, der diesmal 15 Sekunden vor ihm in 4:11 Minuten anschlug und sich die Goldmedaille sicherte. „Ich habe es ihm gegönnt und war froh, dass er es war, der mich überholt hat“, gibt Ilgen schmunzelnd zu. Aber schon einen Tag später hatte Maresca über die 100 Meter Rücken das Nachsehen. Wieder Gold für den Lindauer Masterschwimmer mit fünf Sekunden Vorsprung vor dem Italiener.
Ähnlich und doch ganz anders lief es beim Schwimmerfreund Alfred Seeger in Rom. Wie Ilgen erschwamm er an seinem ersten Wettkampftag über die 400 Meter Lagen in der AK80 Gold. „Das war mir vorher schon klar, dass ich gewinnen werde. Ich hätte schneller sein können, wenn die anderen mehr Tempo gemacht hätten“, meint er. Aber sein Lieblingswettkampf war ausgerechnet der, bei dem er Silber und nicht Gold bekam. „Die 200 Meter Lagen waren ein Wettkampf, wie man es sich wünscht. Es gab noch zwei andere Schwimmer, die die gleichen Meldezeiten hatten wie ich. Mir war klar, dass ich nicht gewinnen werde.“ Mit einer Zeit von 3:46 Minuten war der Spanier Joaquin Canales De Medoza sieben Sekunden schneller als Seeger. Und gar kein guter Wettkampf für ihn war der letzte Tag über die 200 Meter Schmetterling, denn obwohl er Gold bekam, stand er alleine auf dem Podest. Sein einziger Konkurrent lag zu weit unter seiner gemeldeten Pflichtzeit und wurde nicht gewertet. „Das finde ich nicht so schön, wenn einer das schon durchschwimmt, sollte er auch gewertet werden. Aber so sind eben die Regularien.“ Der begeisterte Lagenschwimmer liebt die langen Distanzen und die Herausforderung durch die technischen Wechsel zwischen Schmetterling, Rücken, Brust und Freistil. Aber auch er gibt zu: „Schmetterling ist schon sehr anstrengend. Bei 200 Meter denke ich schon, warum tue ich mir das an.“
Die Prognose von Lindaus Abteilungsleiter Wilfried Fuchs: „Die werden sicher mit einigen Medaillen nach Hause kommen“, hat sich mehr als erfüllt. Aber es schwingt auch etwas Wehmut bei den beiden Masterschwimmern mit. „Es ist schon schade, dass es vorbei ist, schließlich bereitet man sich lange darauf vor. Aber ich freue mich über die Platzierungen und dass ich sie erreicht habe. Aber nicht über die Zeiten, die ich geschwommen bin, damit muss man halt zurechtkommen“, lautete das bescheidene Resümee von Ilgen als frischgebackenem Besitzer von drei neuen EM-Medaillen. Seeger lässt die Wettkämpfe noch einmal Revue passieren und sieht sie sich zu Hause im Livestream an.
Ein neues Ziel schwebt schon in den Köpfen der Lindauer Schwimmer: Die Weltmeisterschaft der Masters im japanischen Kyushu 2023. Für Ilgen wäre die Teilnahme Erfolg versprechend, allein, weil er dann in der AK90 als jüngster Teilnehmer starten würde. Bei Seeger ist das schon schwieriger. Der 82-Jährige bleibt in der AK80, weiß aber jetzt schon, dass er keine Medaillenchancen mehr haben wird. „Nächstes Jahr kommen gute Schwimmer dazu, die früher Olympiateilnehmer oder Nationalschwimmer waren. Dann ist es für mich vorbei mit Goldmedaillen“, meint er.