LZ - von Susanne Backmeister
Nach den Aktiven messen sich ab Mittwoch mehr als 10.000 Mastersschwimmer aus über 100 Ländern bei den World Aquatics Masters Championships auf der Insel Kyushu in verschiedenen Disziplinen. Mit dabei sind auch vier Schwimmer des TSV Lindau.
In aller Frühe haben sich an diesem Dienstagmorgen Fritz Ilgen, Alfred Seeger, Sandra Bandlow-Albrecht und Thomas Röhl zur Masters-Weltmeisterschaft nach Fukuoka in Japan auf den Weg gemacht. Eine lange Reise, die ab Ulm mit dem Zug nach Frankfurt und von dort im Direktflug nach Fukuoka auf der Insel Kyushu im Süden Japans führt. Damit nichts schiefgeht, sorgt Abteilungsleiter Wilfried Fuchs persönlich als Fahrer im Vereinsbus dafür, dass alle pünktlich ankommen. „Wenn der ICE fahrplanmäßig um 7.46 Uhr in Ulm startet, dann passt das. Wenn er nicht pünktlich ist, fährt Wilfried uns mit dem Auto nach Frankfurt“, sagt Röhl.
Nach der Landung am Mittwoch, Ortszeit 15.30 Uhr, geht es vor allem für Röhl und Seeger darum, als Erstes die Akkreditierung zu bekommen, denn gleich am nächsten Tag haben sie sich für die Open Water, drei Kilometer im Meer, gemeldet. Das größte Pensum hat sich Seeger ausgesucht. Er startet in seiner Altersklasse (AK) 80 in insgesamt sechs Disziplinen: 200 und 400 Meter Lagen, 100 und 200 Meter Schmetterling, 200 Meter Freistil und eben die drei Kilometer Open Water am Donnerstag. Eine Tatsache, die Ilgen freimütig mit: „Er ist auch nicht so alt wie ich“, kommentiert. Wie Röhl und Bandlow-Albrecht startet auch er in vier Disziplinen. Allerdings tritt Ilgen in Fukuoka zum ersten Mal in der AK90 an. In seiner Paradedisziplin Rücken über 50, 100 und 200 Meter plus 100 Meter Freistil. Es ist seine fünfte Teilnahme an einer Masters-Weltmeisterschaft und voraussichtlich hat er die meisten Chancen auf Edelmetall laut den gemeldeten Zeiten seiner Konkurrenten: „Auf dem Papier mache ich dreimal Gold und einmal Bronze. Aber da kann natürlich noch Vieles passieren.“ Seeger hofft dagegen auf Plätze unter den ersten zehn. In seiner AK80 zählt er zu den Ältesten und schwimmt gegen Teilnehmer, die bis zu fast fünf Jahren jünger sind als er. „Aber ich habe das große Glück, dass sich bei den 200 Meter Schmetterling nur zwei gemeldet haben“, fügt er lachend hinzu.
„Ich hab den komplett sportlichen Ansatz“, sagt Bandlow-Albrecht schmunzelnd, die in der AK50 in zwei Distanzen Schmetterling und Rücken und Lagen schwimmen wird, „weil ich überhaupt keine Chance habe, irgendwo vorne mitzuschwimmen. Das sind so starke Leute, die sich gemeldet haben.“ Acht Tage vor Wettkampfbeginn werden die gemeldeten Zeiten veröffentlicht, darum ist ihr Anspruch: „Für mich ordentliche Zeiten zu schwimmen und das Land mal kennenzulernen.“ Für die Lehrerin und Mutter ist es die neunte Weltmeisterschaft als Mastersschwimmerin. Wie schon vor vier Jahren in Gwangju in Südkorea ist es für sie auch eine Gelegenheit, in ein Land zu reisen, das man vielleicht in der Ferienzeit mit der Familie so nicht auswählen würde.
Ebenfalls neu in seiner AK65 ist Röhl. Seit zehn Monaten bereitet er sich auf die Weltmeisterschaft vor: „Ich habe mir ein Motivationspapier gemacht und ausgegeben war Top 10. Nach Sachlage müsste bei den Schmetterling-Disziplinen, 100 und 200 Meter, und 400 Meter Kraul die Top 5 möglich sein. Wenn es gut läuft, vielleicht eine Bronzemedaille bei den 200 Meter Schmetterling. Bei Open Water habe ich keine Chance.“ Für den Zauberkünstler und pensionierten Kriminalbeamten galt Fukuoka als Ziel, sich intensiv körperlich darauf vorzubereiten. „Wenn du das im Kopf hast, trainierst du einfach intensiver“, bestätigt er.
Zwölf Tage verbringen sie in der Millionenstadt Fukuoka. Sieben Stunden sind sie unserer Zeit voraus. 35 bis 36 Grad erwarten sie bei hoher Luftfeuchtigkeit. Nachts kühlt es nur auf 28 Grad ab. Viel Zeit wird nicht bleiben, um Land und Leute kennenzulernen. Zumal Bandlow-Albrecht und Röhl die beiden Senioren Ilgen und Seeger neben ihrem eigenen Programm zu ihren Wettkämpfen begleiten wollen. „Die Stadt muss ganz viel bieten, auch kulinarisch. Wir werden die Umgebung erkunden, zu mehr wird es nicht reichen“, sagt Röhl. Denn es gibt nur einen Tag, an dem alle vier keinen Wettkampf haben werden. Das ist der Tag, an dem Staffeln geschwommen werden. Auch auf diesen Tag sind sie vorbereitet: „Wir haben einen Knigge bekommen, von einem, der in Japan gelebt hat, und er sagt, das böseste Foul ist, beim Essen Trinkgeld zu geben. Das ist eine Beleidigung“, meint Röhl.